Horn-Bad Meinberg. An einem Abend Hagen Rether im Theater, am anderen Tag eine Schlagersängerin in der Muschel – wir sprechen von den Bühnen in Bad Meinberg. Kultur wird hier das ganze Jahr angeboten. Von Kabarett bis Blasmusik ist alles denkbar. Gedanken über das Programm machen sich vor allem Geschäftsführer und Kurdirektor Thorsten Brandt sowie Hans Müller-Hisje als Berater rund ums Kulturmanagement der Badestadt.
Herr Brandt, wie stellen Sie die Konzerte und Vorträge zusammen, um alle Zielgruppen im Blick zu behalten?
THORSTEN BRANDT: Wir unterscheiden in erster Linie, welche Veranstaltungen wir im Kurtheater, im Foyer oder draußen anbieten wollen. Danach geht es um den Mix von traditionellen und modernen Angeboten. Und letztendlich wollen wir auch kostenlose Angebote für jedermann in Bad Meinberg etablieren.
Es geht also nicht nur um die Frage von Musik oder Kunst, sondern um Standortfragen?
BRANDT: Es gibt sicherlich Konzerte, die stärker den gesellschaftlichen Anspruch im Blick haben; andere, bei denen auch das Licht eine Rolle spielt oder solche, bei denen uns die Begegnung der Menschen rund ums Kurtheater wichtiger ist.
War Hagen Rether in diesem Frühjahr die Veranstaltung mit dem größten Zuspruch?
HANS MÜLLER-HISJE: 700 passen ins Theater, 650 waren da. Rether war also fast ausverkauft. Und er hat wieder bis nach 23 Uhr sein Programm durchgezogen.
Können Konzerte wie von der ELO-Tribute-Band zu einem finanziellen Drahtseilakt werden?
MÜLLER-HISJE: Nein, wir sind nicht bei jedem Event selbst der Veranstalter. Wir vermieten das Kurtheater auch immer wieder an Agenturen, die das Konzert ausrichten und damit das Risiko übernehmen. Das betrifft übrigens die Mehrzahl der großen Konzerte.
Und die Band bringt dann ein Mischpult mit?
MÜLLER-HISJE: Ja, sie könnte auch unseren Service nehmen und dafür eine Gebühr zahlen. In der Regel kommen Bands mit einem Lastwagen, in dem alles an Technik drin ist, und schauen erst mal, was vor Ort auf welchem Niveau schon da ist.
Mit welchen Locations stehen Sie im vergleichsweise beschaulichen Bad Meinberg im Wettbewerb?
BRANDT: Beispielsweise der Stadthalle in Detmold. Letztendlich aber auch mit den Hallen in Paderborn, Lemgo oder Bielefeld.
Können Sie mit den Agenturen überhaupt noch über Honorare verhandeln – nur weil Sie das „kleine Bad Meinberg“ sind?
BRANDT: Nein, die Honorare stehen im Normalfall fest. Egal, wo der Auftritt ist.
Hat die Pandemie das Buchungsverhalten der Kulturgemeinde verändert?
MÜLLER-HISJE: Ja. Die Menschen kaufen Karten später. Das führt in der Regel dazu, dass über einer Veranstaltung immer das Risiko schwebt, sie absagen zu müssen.
Wo kommt ihr Publikum her?
BRANDT: Ganz genau lässt sich das nicht immer sagen. Wir wissen aber, dass wir eine Fangemeinde in Detmold haben, ansonsten auch aus Steinheim oder Bad Pyrmont. Mit Sicherheit nicht nur aus Horn-Bad Meinberg. Wir kümmern uns um die Werbung und das Image, schalten Anzeigen in der LZ und legen Flyer aus. Auch die Veranstalter und Agenturen sollen merken, dass wir am Ball bleiben.
Rockmusik mit roten Polstersesseln, keine Getränke im Theater. Funktioniert das?
MÜLLER-HISJE: Bisher funktioniert es. DJ Ötzi war übrigens vor zwei Jahren auch skeptisch, ob das nicht alles etwas konservativ ist, fand es nach seinem Abend aber gut.
Könnte Theater selbst eine Ergänzung sein? Stattgespräch in Lemgo ist ja seit Jahren erfolgreich als Gegenstück zum großen Landestheater.
MÜLLER-HISJE: Wir haben festgestellt, dass die Konkurrenz zu Detmold zu groß ist. Wer ins Theater möchte, hat in Detmold das Original vor der Haustür. Da lässt sich eine Musikveranstaltung deutlich besser vermarkten.
Hat Bad Meinberg den Ruf, eine vergleichsweise „alte Stadt“ vom Publikum her zu sein?
MÜLLER-HISJE: Vielleicht, aber das Yogazentrum hat die Stadt bereits verjüngt.
BRANDT: Ich bin ja erst seit knapp drei Jahren hier. Ich finde nicht, dass das Publikum hier nur im gesetzten Alter ist.
Was kommt im Herbst noch ins Schaufenster?
MÜLLER-HISJE: Das Brunnenfest im August, ein Maskenball, eine Veranstaltung rund ums Glücksspiel mit Roulette und Co., eine Chill-Out-Party mit DJ, zu der übrigens in erster Linie junge Leute kommen werden.
Mal was ganz anderes zum Schluss: Bei einigen Veranstaltern droht immer das Park-Chaos, wenn 500 Leute oder mehr kommen. Wie ist das in Bad Meinberg?
BRANDT: Wir leiten die Gäste auf den gebührenfreien Heinrich-Drake-Platz, da haben wir auch keinen Stress mit den Anwohnern.
Das Gespräch führte LZ-Mitarbeiter Axel Bürger.